Branchenstudien

Fallstudie 14: Parkinsonsche Krankheit: Tiefe Hirnstimulation

Zusammenfassung der Fallstudie:
- Krankheitsbild: die Parkinsonsche Krankheit
- Medikamentöse Therapie
- Eine neue Behandlungsmethode: die tiefe Hirnstimulation
- Kostenerstattung und Wirtschaftlichkeit

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Krankheitsbild: die Parkinsonsche Krankheit

Die Parkinsonsche Krankheit stellt eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen dar. Nach Angaben der Deutschen Parkinson Vereinigung leiden allein in Deutschland 250.000 Menschen an dieser Krankheit. Die meisten Betroffenen befinden sich zwischen dem 50. und 65. Lebensjahr. Angesichts der demographischen Entwicklung in unserer Gesellschaft mit der allgemein steigenden Lebenserwartung ist die zunehmende Zahl der Betroffenen vorauszusehen.

Die Parkinsonsche Krankheit ist eine langsam fortschreitende Erkrankung des Gehirns und beruht auf dem Untergang bestimmter im Mittelhirn befindlichen dopaminhaltigen Nervenzellgruppen (Substantia nigra). Zu den Hauptsymptomen gehören das Zittern an Händen oder Füßen (Tremor), die durch erhöhte Muskelanspannung bedingte vornübergebeugte Haltung (Rigor) und die langsamen stockenden Bewegungen (Bradykinese/Akinese). Neben den Symptomen der Bewegungsstörungen kann es auch zu vegetativen und psychischen Störungen kommen. Die Parkinsonsche Krankheit ist zur Zeit nicht heilbar. Sämtliche Therapieverfahren werden mit dem Ziel eingesetzt, die Symptome wirksam zu lindern.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie ist stets die Behandlung der ersten Wahl. Die Behandlung der Parkinsonschen Krankheit erfolgt in der Regel "goldstandardmäßig" durch L-Dopa. Welche Medikamentenklasse genau in welcher Kombination verabreicht wird, ist abhängig vom Alter des Patienten, dem Stadium der Krankheit, den vorherrschenden Symptomen und muss individuell erfolgen. Leider kommt es bei vielen Patienten nach fünf bis zehn Jahren zunehmend zu Komplikationen wie relativem Wirkungsverlust, Fluktuationen und L-Dopa-induzierten Dyskinesien. Auch die modernsten Kombinationsbehandlungen können das Auftreten des
“L-Dopa-Langzeitsyndroms" allenfalls verzögern, aber nicht verhindern. Die Lebensqualität der Betroffenen wird dadurch zunehmend beeinträchtigt.

Eine neue Behandlungsmethode: die tiefe Hirnstimulation

Die Parkinsonpatienten, die trotz optimaler medikamentöser Einstellung schwerwiegend behindert sind, können durch neurochirurgische Verfahren behandelt werden. Die heutzutage immer seltener angewandten läsionellen Verfahren, in denen kleine Hirnregionen mittels Thermokoagulation "ausgeschaltet" werden, sind teilweise mit erheblichen Risiken verbunden. Daher wurden implantierbare Neurostimulationssysteme entwickelt, die durch Abgabe eines milden elektrischen Stroms krankhaft überaktive Kernregionen im Gehirn hemmen und somit die behindernden Symptome wirksam lindern können. Der Vorteil der "Tiefen Hirnstimulation" gegenüber den läsionellen Verfahren liegt u. a. in der prinzipiellen Reversibilität des neurochirurgischen Eingriffs und des relativ geringen operativen Risikos.

Durch eine weltweite Multicenterstudie konnte die dramatische Besserung der Symptome der Parkinsonschen Krankheit durch die „Tiefe Hirnstimulation“ bestätigt werden. Zahlreiche Patienten konnten nach vielen Jahren mit schwerster Behinderung einen Großteil ihrer
Selbständigkeit wiedererlangen. Von führenden Neurologen wird die „Tiefe Hirnstimulation“ daher auch als „größter Fortschritt in der Behandlung dieser Erkrankung seit Einführung des L-Dopa“ bewertet.

Kostenerstattung und Wirtschaftlichkeit

Nur ein Bruchteil der geeigneten Patienten kann momentan in Deutschland operiert werden. Die Gründe hierfür liegen in der Begrenzung der Implantate-Budgets sowie der OP- und Nachsorgekapazitäten in den Implantationszentren.

Trotz der initial hohen Implantatkosten können auch erhebliche Kosten eingespart werden. So berichten verschiedene Kliniken von Einsparungen an kostenintensiven Medikamenten von ca. 3.250 Euro im Jahr, teilweise können diese auch ganz abgesetzt werden. Erste Kostenstudien zeigen eine deutliche Senkung der Folgekosten.

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